28.02.2007



Unser "Science Day" mit der Homeschooling-Gruppe heute war ein voller Erfolg. Die Kinder zwischen 5 und 15 Jahren waren alle mit Begeisterung dabei. Fast jedes Kind hatte ein Experiment vorbereitet, das es den anderen demonstriert und erklärt hat. Julian hatte ein einfaches Experiment, das wir vor einigen Wochen im "Okanagan Science Centre" gelernt haben: man füllt eine kleine Plastikflasche mit heißem Wasser, schwenkt das Wasser etwas in der Flasche herum, schüttet es aus und schraubt schnell den Verschluß auf die Flasche. Nach ein, zwei Minuten kühlt sich die Luft in der Flasche ab und zieht sich zusammen. Da die Plastikflasche verschlossen ist und keine Luft nachströmen kann, wird die Flasche sozusagen von innen zusammengedrückt und eingedellt. Ein anderer Junge aus der Gruppe hatte sozusagen das Gegenbeispiel für Julians Experiment: er hatte eine große, leere Plastikflasche in den Gefrierschrank gelegt. Als er an der Reihe war, stellte er die Flasche bei Raumtemperatur ohne Deckel auf den Tisch und legte eine Münze auf die Flaschenöffnung, die dann gelegentlich vom steigenden Luftdruck in der Flasche angehoben wurde. Damit war bewiesen, dass sich Luft ausdehnt, wenn sie sich erwärmt. Andere Experimente waren sogar durchaus spektakulär, wie die Reaktion von einem Mentos mit Cola (schöne Schweinerei, s. Foto) oder das Aufleuchten einer kleinen Glühbirne mithilfe von Zitronen und Äpfeln. Zum Schluß hat ein 15jähriger der Gruppe noch seine "Black Widow" im Glas gezeigt und einiges über diese giftige, in British Columbia häufige Spinnenart erzählt. Ich wette, sogar die Erwachsenen haben heute alle etwas gelernt!

21.02.2007

Seit einigen Wochen lese ich Julian Biographien für Kinder vor, die meisten davon aus der Reihe "Childhood of Famous Americans". Das hat sich recht zufällig ergeben: ich hatte einfach mal ein Buch aus der Reihe aus der Bücherei mitgenommen, hatte aber nicht wirklich damit gerechnet, dass Julian viel Interesse dafür zeigen würde. Das erste Buch aus der Reihe, das wir gelesen haben, war "Neil Armstrong". Es werden hauptsächlich Szenen aus der Kindheit und Jugend beschrieben und erst am Schluss wird in einem oder zwei Kapitel erklärt, welche bedeutende Persönlichkeit aus dem Kind geworden ist. Nach Neil Armstrong kamen Henry Ford, Mark Twain, Jim Thorpe und momentan gerade Benjamin Franklin. Daneben hatten wir noch Bücher aus anderen Reihen über das Leben der Wright-Brüder, über Thomas Edison und Alexander Graham Bell. Julian findet es richtig spannend, den Lebensweg dieser berühmten Menschen nachzuvollziehen und etwas über die Zeit zu erfahren, in der sie gelebt haben.

Für meine Dokumentation von Julians Lernfortschritten im Rahmen von "SelfDesign" führe ich auch eine Liste der Bücher, die Julian seit Anfang September gelesen hat bzw. die ich ihm vorgelesen habe:
1. Halbjahr
2. Halbjahr

20.02.2007

Julian und ich waren heute zu einem Schulkonzert des Okanagan Symphony Orchestra. Das Orchester hat mehrere kurze Stücke gespielt, darunter beispielsweise die Ouvertüre der Zauberflöte von Mozart und "Le Jardin Féerique" von Maurice Ravel. Vor jedem Stück hat die Dirigentin erklärt, worum es geht und was zu hören sein wird. Zwischendurch wurden die vier Instrumentenfamilien - Holzbläser, Streicher, Blechbläser und Schlaginstrumente - vorgestellt und jedes Instrument hat eine paar Töne gespielt, damit die Kinder hören konnten, wie sie sich einzeln anhören. Julian hat das Konzert sehr gut gefallen. Sein Lieblingsstück war "In the hall of the mountain king", in dem Peer Gynt versucht, vor den Trollen zu fliehen. Als wir nach Hause kamen und ich ihm verraten habe, dass wir "Peer Gynt" auf CD haben, mußte ich sie ihm auf der Stelle heraussuchen. Die nächste halbe Stunde hat er dann damit verbracht, immer wieder das gleiche Stück aufzulegen und im immer schneller werdenden Rhythmus der Musik durch die Wohnung zu rennen. Ich werde auf jeden Fall ein Auge darauf haben, wann das nächste Schulkonzert veranstaltet wird.

17.02.2007

In der vergangenen Woche hat Julian wieder fleißig Taekwon-Do-Theorie gelernt, weil die nächste Gürtelprüfung anstand. Mit Erstaunen habe ich dabei festgestellt, dass er noch immer Wort für Wort den "Student Oath" (Schülereid) beherrscht, den er für die Prüfung im Dezember auswendig lernen mußte: "I shall observe the tenets of Taekwon-Do, I shall respect the instructors and seniors, I shall never misuse Taekwon-Do, I shall be a champion of freedom and justice, I shall build a more peaceful world." Ziemlich komplizierte Sätze für einen 8jährigen, der vor einem Jahr noch kein Wort Englisch konnte. Ich war daher echt beeindruckt, als er mir den Eid ohne Stocken herunterratterte. Wenn ich als Kind etwas für einen Test in der Schule auswendig gelernt habe, beherrschte ich das Gelernte zum Zeitpunkt der Prüfung meist perfekt, vermutlich hätte man mich auch noch einige Tage später abfragen können, aber mehrere Wochen nach dem Test war das Gelernte in den meisten Fällen nicht mehr präsent.

Die Prüfung heute hat Julian übrigens bestanden und bekommt somit demnächst den grünen Gürtel.

06.02.2007

Unser Programm ist gerade mal wieder voller geworden: die Heilsarmee in Kelowna bietet erstmalig ein "Fine Arts"-Programm für Kinder ab 5 Jahren an. Man konnte wählen zwischen Malen, Gitarre, Trompete, Afrikanischem Trommeln und Stepptanz. Ich hatte Julian letzte Woche von dem Angebot erzählt und er hatte spontan gesagt, dass er gerne Gitarre spielen lernen würde - eine kleine Überraschung für mich, denn bisher hatte er nie Interesse am Erlernen eines Instruments geäußert. Der 10-Wochen-Kurs kostet ganze $10,-. Heute haben die Kinder erstmal gelernt, wie man eine Gitarre stimmt. Julian fand den Kurs zwar gut, war aber etwas enttäuscht, dass er nicht wenigstens ein erstes kleines Lied auf der Gitarre spielen kann. Na ja, wir werden sehen, was die nächste Stunde Gitarrenunterricht bringt.

Ich sehe meine Aufgabe in Julians Leben ohne Schule nicht als Lehrerin, sondern als "facilitator", als Unterstützerin im Lernprozess. Ich finde - wie im Fall dieses Gitarrenkurses - heraus, welche Möglichkeiten unsere Stadt bietet und berichte Julian dann von den Angeboten. Unschooling - kindzentriertes, interessenbasiertes, selbstbestimmtes Lernen - heißt schließlich nicht, dass man das Kind sich selbst überlässt und alle Initiative von ihm ausgehen muss. Ich versuche, Julian nach und nach vorzustellen, was die Welt so alles bietet, und er sucht sich heraus, was ihn interessiert und was er weiter verfolgen möchte.

05.02.2007

Nach längerem Hin- und Herüberlegen hat Julian beschlossen, sich doch bereits jetzt von seinem gesparten Geld ein Snowboard zu kaufen anstatt auf den November zu warten. Er ist mächtig stolz und findet sein eigenes Snowboard natürlich das Schönste weit und breit. Kaum waren wir wieder zu Hause, mussten wir es im Park hinter unserem Haus ausprobieren. Die Mini-Hügel dort sind zwar kein Ersatz für Crystal Mountain, aber die öffnen nun mal erst am Donnerstag wieder ihre Pforten. Jetzt heißt es Warten...

01.02.2007

Snowboarden findet Julian noch besser als Skifahren! Wir konnten unsere restlichen drei Wochen Skikurs gegen Snowboard-Stunden eintauschen. Julian wollte das unbedingt ausprobieren und hat jetzt ein Snowboard ganz oben auf seine Geburtstagswunschliste gesetzt (der ist im November, pünktlich zur nächsten Saison). Er hat sich so auf den Snowboard-Unterricht gefreut, dass er freiwillig um 7.27 Uhr aus dem Bett gekrabbelt kam - das ist für ihn eigentlich noch mitten in der Nacht.