
Die staatlichen Schulen in Kelowna haben definitiv ein gewisses Armeeflair und sehen mehr oder weniger alle gleich aus. Jeder Klassenraum scheint standardmäßig nur ein oder zwei kleine Fenster zu haben, teilweise sogar überhaupt kein Tageslicht. Die meisten deutschen Schulen haben ja wenigstens eine komplette Fensterfront pro Klassenzimmer und zumindest Grundschulen sind oft farbig nett gestaltet. Darüber habe ich mir neulich gemeinsam mit einer anderen Homeschool-Mutter aus unserer Gruppe Gedanken gemacht. Ich habe ihr gesagt, dass ich die kanadischen Schulgebäude schrecklich und beklemmend finde und mir nur ungerne vorstelle, wie es sein muss, den ganzen Tag dort zu sitzen und nicht nach draußen gucken zu können. Andererseits, fiel mir auf, ist es vielleicht viel grausamer, wenn die Schüler ins Freie schauen können und ständig vor Augen haben, was sie verpassen. Meine Bekannte fand, dass die kanadischen Schulen wenigstens "ehrlich" sind. Das freundliche Aussehen der deutschen Schulen erwecke den Eindruck, so meinte sie, dass es in diesen Räumen um Freude, Spaß am Lernen und freie Entfaltung gehe. Die kanadischen Schulen dagegen lassen mit ihrem kasernenhaften Aussehen keinen Zweifel offen, was hinter diesen Mauern passiert: Kindern wird im Stundentakt nach staatlich festgelegtem Plan Lehrstoff beigebracht, ohne Rücksicht darauf, ob sie ihn schon beherrschen, ob er sie überfordert oder ob sie überhaupt Interesse daran haben. Wenigstens herrscht in Kanada keine Schulanwesenheitspflicht - und damit hat jede Familie die Wahl, ob sie sich für die Kaserne im grauen Einheitslook oder für die bunte Welt entscheidet.
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