25.01.2007

Gestern abend gegen elf bin ich beim "Surfen" auf eine nette Internet-Seite gestoßen: bei www.rechenheft.com kann man schriftliche Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division üben. Julian hat die Seite im Vorbeigehen gesehen und war sofort Feuer und Flamme: "Darf ich das ausprobieren?" Bis kurz nach Mitternacht hat er begeistert gerechnet: 435 + 382, 286 : 2, 114 x 3, 6253 + 2586 und so weiter...

23.01.2007

Ganz kurzfristig hat sich Julian die Möglichkeit geboten, mit anderen Homeschool-Kindern zusammen einige Stunden Mal- und Zeichenunterricht bei der aus Polen stammenden Künstlerin Elizabeth Dykosky zu nehmen. In der ersten Stunde heute haben die Kinder (zwischen 6 und 11 Jahren) gelernt, wie man ein Portrait malt, mit korrekten Proportionen und allem. Hier Julians erstes Selbstportrait:

Kaum war er wieder zu Hause, hat er beschlossen, dass er in seinem Laden ab sofort Bilder verkauft statt wie bisher täglich eine Zeitung zu erstellen. Den ersten Auftrag von mir hat er schon entgegen genommen: ich habe ein Bild von einem seiner Lieblingsstofftiere bestellt.

19.01.2007

Puh, ich bin geschafft. Insgesamt 4 1/2 Stunden sind wir heute Ski gefahren. Meine Beine bestehen nur noch aus Wackelpudding. Und selbst Julian, der Schlafen sonst ziemlich überflüssig und äußerst langweilig findet, drängte bereits um halb zehn ins Bett - eine für ihn ganz ungewöhnliche Zeit! Der neue Skikurs Level 3 war super! Wir haben richtig viel gelernt. Der Skilehrer hat mit uns geübt, zum Wenden nicht in den Pflug zu gehen, sondern die Ski parallel nebeneinander zu lassen, hat uns den "hockey stop" beigebracht und ist mit uns ein kleines Stückchen eine schwarze Abfahrt für Fortgeschrittene heruntergefahren. Für die 7- bis 10jährigen Kinder war das kein großes Problem, aber ich als einzige Erwachsene lasse mich doch etwas von meiner Furcht vor Stürzen einschüchtern.

17.01.2007

Julian beschwert sich ein wenig über seinen neuen Hallenturn-Kurs. Die Kinder machen in der Stunde Quatsch, statt der Kursleiterin zuzuhören, und ärgern sich gegenseitig, wenn sie in der Reihe stehen. Er sagt, beim Kurs im Herbst, der nur für Homeschooler war, war das anders. Eine andere Homeschooling-Mutter hat mir erzählt, dass ihre Mädchen, die inzwischen 11 und 12 Jahre alt sind, sich auch jedes Mal, wenn sie Kurse gemeinsam mit Schulkindern besucht haben, beklagt haben, dass die anderen Kinder nicht richtig bei der Sache seien und den Kurs nicht ernst nähmen.

12.01.2007

-25°C zeigte das Außenthermometer unseres Autos heute an, als wir um kurz nach halb zehn am Crystal Mountain ankamen. Das hat uns nicht davon abgehalten, insgesamt vier Stunden Ski zu fahren. Um 11.30 Uhr hatten wir unsere erste Homeschool-Skistunde, Level 2 - zufällig wieder bei Linda, die uns im Dezember schon unsere erste und einzige Privatstunde gegeben hatte. Gelernt haben wir heute allerdings leider nichts. Die Voraussetzungen der Teilnehmer (sieben Kinder zwischen 5 und 8 Jahren und ich) klafften zu weit auseinander und wir haben viel Zeit mit Warterei verbracht. Es dauert einfach länger, eine 9köpfige Gruppe per Lift auf den Hügel zu verfrachten und immer wieder die ungeduldigen, davonfahrenden Kinder einzusammeln. Es überrascht mich gar nicht, dass Julian und ich alleine so schnell Fortschritte gemacht haben, ohne Skilehrer. Auf eigene Faust und nur zu zweit haben wir viel mehr echte Skipraxis bekommen, als es in einer großen Gruppe möglich ist. Und wir konnten uns jeweils im Einklang mit unseren Fortschritten neue Herausforderungen stellen. Es drängt sich der Vergleich mit Schule und Homeschooling auf. Am Ende der heutigen Skistunde hat Linda uns kurzerhand aus ihrem Kurs geschmissen - ab nächste Woche sollen wir in die "Level 3"-Gruppe gehen. Voraussetzung dafür ist laut Webseite: "Able to consistently link snowplow turns or ski in a wide stance parallel on green runs." Ich denke, das schaffen wir. Auf der Rückfahrt hat Julian ausgerechnet, wenn wir heute -25°C hatten und es im Sommer 42°C war, dann haben wir hier in Kelowna schon einen Temperaturunterschied von 67 Grad erlebt.

08.01.2007

Julians neuester Zeitvertreib, während er in seinem "Laden" auf Kunden wartet, ist Lesen. Er stellt sich auf seinem neuen tragbaren CD-/Cassetten-Recorder "Die vier Jahreszeiten" von Vivaldi an, legt sich davor auf den Bauch und liest "Neil Armstrong - Young flyer".

07.01.2007

Seit Jahren spielt Julian gerne Laden und Verkaufen, aber seit einigen Wochen hat er wirklich durchgehend etwas laufen - mal ist es ein Buchladen, dann ein Postamt, manchmal eine Modelleisenbahnanlage, meistens allerdings ein kleiner Krämerladen. Der letzte "Tante Emma"-Laden mit Imbiss hat sich fast drei Wochen in der Ecke unseres Wohnzimmers gehalten. Sein Unternehmen nimmt Julian dabei sehr ernst: jeden Morgen sammelt er die Ware, die er am Vortag verkauft hat, wieder ein, transportiert sie zu seinem Laden und legt die Ware neu aus. Dann dreht er sein "Open, come in./Will return... (Uhrzeit)"-Schild um und wartet geduldig auf Kunden. Wer bei ihm einkauft, bekommt eine handgeschriebene Quittung mit Einzel- und Endpreisen und manchmal auch Gutscheine, die man beim nächsten Einkauf einlösen kann. Julian integriert immer mehr Details in seine Projekte. So hat er jetzt beispielsweise ein Schälchen mit der Aufschrift "Tips" aufgestellt, wo man ein Trinkgeld hinterlassen kann, wenn man den Service besonders gut fand (guter Service am Kunden wird hier in Kanada schließlich groß geschrieben). Und seit Weihnachten verkauft er täglich eine selbst erstellte Zeitung mit Nachrichten und Anzeigen. In der Ausgabe vom 24.12. wurde beispielsweise verkündet: "MERY CRISTMES TODAY WE'R MAIKING A TURKY PLEASE KOM." All diese selbst gewählten Aktivitäten umfassen jede Menge Schreiben und Rechnen. Jedes Mal, wenn er seinen Laden schließt, stellt er die Uhrzeit ein, wann er wieder kommt - dabei "übt" er aber nicht "die Uhr lesen", sondern er stellt eben einfach die Uhrzeit ein, es ist Teil seines Spiels, dass er seine Kunden (also uns) informieren möchte, wann sein Laden wieder geöffnet sein wird. Welch ein Unterschied wäre es, wenn ich beschlossen hätte, wir könnten doch mal Verkaufen spielen, damit er Wechselgeldbeträge ausrechnen lernt, und ihm dieses Plastikschild mit Uhrzeigern gekauft hätte, damit er die Uhr lesen übt. Es wären künstliche Lernsituationen und Julian hätte sicherlich nicht länger als ein paar Minuten Spaß daran. So aber ist es sein Projekt und er verbringt jede Woche etliche Stunden damit.

04.01.2007

Kaum hat das neue Jahr begonnen, starten auch schon die diversen Kurse wieder: am Dienstag hat Hallenturnen angefangen - diesmal ist es kein spezieller Homeschooler-Kurs und daher erst um 15.30 nachmittags, gestern ging es wieder zum Taekwon-Do-Training und nächste Woche Freitag beginnt der Homeschooler-Skikurs, für den Julian und ich angemeldet sind. Taekwon-Do, Skifahren, Hallenturnen und Homeschooling-Gruppe stehen für die nächsten drei Monate bis zu unserem Deutschland-Besuch auf dem Programm.
Für 2006 habe ich mein Online-Tagebuch im Informationszentrum Leben ohne Schule veröffentlicht, ab jetzt geht es hier im Blog weiter.